| Kulturforum/OSP Linux Radio Kanalratte (jetzt Freies Radio Wiesental)
Marko Ehrt: Heute werden wir uns mit Pinguinen beschäftigen, Pinguinen auf PCs, Pinguinen in der Computertechnik und dazu habe ich hier ein paar Leute eingeladen, die darüber wunderbar Auskunft geben können, stellt Ihr Euch vielleicht einmal vor. Vorstellung der Personen: Manuel Schneider ist gelernter Fachinformatiker Systemintegration, arbeitet seit einigen Jahren mit Linux und ist Gründer der Linux User Gruppe in Lörrach. Ruprecht Helms (Loerrach), inzwischen selbständig, hier schwerpunktmäßig mit Linux. Damit beschäftigt er sich verstärkt seit 96. Bei seiner Tätigkeit als Selbständiger arbeitet er sowohl mit der Technik genauso wie mit der Programmierung. Zuletzt stellt sich
Marko Ehrt vor, der von Radio Kanalratte durch die Sendung und die nächste Stunde führt.
Marko Ehrt: Hier sind einige Leute von der Linux Usergroup und wir werden hier einige Aspekte zu dem Betriebssystem Linux und die ganze Philosophie, die dahinter steckt etwas beleuchten.
Marko Ehrt: Ja, über Linux ist in der letzten Zeit sehr viel geredet worden, was macht eigentlich das Geheimnis von L. aus, wie unterscheidet es sich von Windows und wie hat sich L. entwickelt? Das sind ganz schön viele Fragen, aber ich denke ich habe ja die entsprechend kompetenten Ansprechpartner im Studio sitzen.
Manuel Schneider: Ich denke, dass der Hauptunterschied der ist, dass L. hauptsächlich ein Unix ist und kommt ursprünglich aus dem Serverbereich und ist schon recht bekannt und hat sich bereits früher schon gut am Markt behaupten können. Es ist ein sehr gutes Betriebssystem, was sehr viele Standards mit sich bringt während Microsoft eher aus der Heimschiene kommt für zu Hause den PC, bunt, langsam, kann vieles aber doch nicht alles, macht vieles nur halb, was eben so mein Eindruck ist. Da gibt es auch viele Leute, die hier ebenfalls so den Eindruck haben.
Ruprecht Helms: Ich denke, dass es hier auch mit ein Unterschied ist, dass Windows von einer Person entstanden ist und weiter gepflegt worden ist, wobei immer gedacht worden ist Fehler darin gibt es nicht und Microsoft selbst meint es sei eben fehlerfrei. Was hierbei raus gekommen ist, man sieht es, ständig werden Servicepacks nachgeliefert, um irgendwelche Sachen auszumerzen, die mehr oder minder dann ausgemerzt sind, während Linux von Anfang an aus der Gemeinschaft her entstanden ist. Es haben sich mehrere Leute über das Internet zusammengefunden und eben gemeinsam das Linux entwickelt und werden auch permanent weiter entwickeln.
Marko Ehrt: Da muss ich noch mal fragen, wann ist eigentlich das Linux entstanden?
Manuel Schneider: Es hat sich wohl als eigenes System aus einem Unix entwickelt, ist aber ab einer bestimmten Zeit als eigene Entwicklung gelaufen.
Marko Ehrt: Da steht ja ein Name dahinter, dass ist ja der ...
Manuel Schneider: Linus Thorwalds, das ist ein finnischer Student damals gewesen, es war Ende 1991 und ganz interessant ist auch der Linus Thorwalds hat ein Buch geschrieben, das nennt sich "Just for fun" und das trifft so ziemlich genau den Punkt. Weil, das was er getan hat, war nicht ein Betriebssystem programmieren, sondern er hat aus eigener Lust und Interesse ein Programm weiterentwickelt für seinen damaligen PC, den er sich neu gekauft hat und wollte eigentlich den Prozessor kennen lernen und das wurde immer weiter entwickelt und irgendwann war es noch kein Betriebssystem, aber man konnte es ohne Betriebssystem auf einem Rechner laufen lassen. Und da gab es eben ein paar Freaks, die es cool fanden und die hatten daran einfach weiter entwickelt und mitgemacht. Linus hatte damals die Idee gehabt den Posixstandard, das ist eigentlich das, was dem Unix zugrunde liegt und daher kommt es, dass sich dahinter quasi ein neu programmiertes Unix verbirgt, was ja im Prinzip eine bewährte Sache ist. Es ist jedenfalls seit Jahrzehnten bewährt, es sind gewisse Standards, ich kann viele Systemdienste von Unixprogrammen, die vor allem gerade im Serverbereich vermehrt eingesetzt werden und früher, aber dies ist von Microsoft verdrängt worden kann ich sehr leicht auf Linux portieren. Das heißt nur dort laufen lassen. Ja dies ist wohl eine Sache, die in letzter Zeit wohl häufig passiert ist, die im Serverbereich eben wieder auf dem Vormarsch ist.
Ruprecht Helms: Das sehe ich auch so. Man sagt von Linux, dass es wesentlich stabiler als Windows ist. Bei Windows ist es durchweg so, dass man mit Administratoraccount nahezu immer arbeitet, viele Sachen lassen sich bei Windows sonst gar nicht installieren, während es bei Linux so ist, dass man standardmäßig unter seinem Arbeitsaccount arbeitet und installieren kann man nur, wenn man Supervisorrecht hat, einen so genannten Rootaccount. Das hat auch einen Vorteil, dass Viren und Würmer unter Linux gar nicht zum Laufen kommen, es funktioniert einfach nicht, während die bei Windows, man hat es erlebt, durchaus freie Bahn haben, weil praktisch jeder mit den größten Rechten arbeitet und die Virenprogrammierer die ganzen Schlupflöcher herausgefunden haben und eben problemlos eindringen können.
Manuel Schneider: Damit wären wir wieder beim Thema Schlupflöcher. Bei Microsoft gibt es eine Entwicklungsabteilung, die sind damit beschäftigt neue Windowsversionen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen und das bringt Geld; bei Linux habe ich eben nur freie Entwickler, die verdienen kein Geld, machen das nur aus Spaß, die kontrollieren gegenseitig ihre Arbeit, jeder hat auch Zugriff darauf, ich kann mir sogar, wie jeder andere auch, mein Linux selbst zusammen bauen, wie ich es will, wenn ich halt eine Firewall aufbauen will, dann braucht ich halt keine grafische Oberfläche, dann lass ich sie einfach weg, ich tue mir meinen Kernel so konfigurieren, dass er genau auf meine Hardware passt, dadurch habe ich sehr genaue Anpassung und Optimierung, dadurch erreiche ich bessere Geschwindigkeiten natürlich, das ganze System ist schlanker, wenn Fehler raus kommen, dann kümmert sich eigentlich in der OpenSource-Gemeinde oder in der Gemeinde in der Linux entwickelt wird jeder darum, es wird einfach veröffentlicht "Achtung da ist ein Fehler drin" hier gibt es den Patch dafür, während bei Microsoft kosten
Marko Ehrt: Wir haben das Wort OpenSource schon ein paar mal gehört, und nach einer Pause gehen wir auf OpenSource und freie Software ein.
Marko Ehrt: "Let it be" hörten wir im Hintergrund, vielleicht eine kleine Aufforderung Richtung Bill Gates gerichtet oder wie auch immer, nein wir machen hier das selber z. B. Freie Software, was versteckt sich dahinter freie Software oder OpenSource?
Ruprecht Helms: Der Name sagt es eigentlich schon, also wörtlich übersetzt heißt es freier Quellcode. Das heißt jeder kann sich die Software nehmen und wenn sie ihm nicht gefällt auch umschreiben.
Manuel Schneider: Er kann sich in Arbeitsgruppen beteiligen und auch Beiträge liefern.
Ruprecht Helms: Der Vorteil ist eben, es ist freiwillig, sogar kostenfrei, aber nicht umsonst. Ein Zitat von Hr. König (IHK) "kostenlos aber nicht umsonst" -
Manuel Schneider: ja umsonst auf jeden Fall nicht, ganz klar. Das sind ja alles Entwickler, die Spaß daran haben und es gerne machen, die es selber nutzen, oft passiert es ja so, das hat Linus Thorwalds am Anfang auch gemacht, er hat mit seinem 386er herum experimentiert, hat ein gescheites Terminalprogramm gebraucht, hat sich halt eins geschrieben und daraus wurde eben mehr, wie ich vorhin erwähnt hab. So ist es ja oft, da gibt es vielleicht schon ein Programm für die ein oder andere Lösung und da fehlt mir jetzt dies oder das und dann programmiere ich mir es einfach, hole mir einfach den Quellcode von dem Projekt, von den existierenden, das ist so ähnlich wie beim Haus den Bauplan und damit kann ich ansehen wie es programmiert ist, wie ist es gemacht, also entwickele ich es weiter und was einfach die Grundvoraussetzung ist, dahinter steckt eigentlich die OpenSource-Idee ich darf es benutzen, aber ich muss das, was ich damit tue allen wieder zur Verfügung stellen. Das heißt Informationsfreiheit für jeden. Wie Marko Ehrt bereits meinte, dies bezieht sich sogar nicht einmal auf Linux. Linux ist glücklicherweise so entwickelt worden. Das macht es eben auch so stabil. So wurden neue Veröffentlichungen gemacht und wenige Stunden als sie draußen waren, also im Internet kamen schon Emails rein mit ich habe da und dort einen Fehler entdeckt, ich habe diesen einen Fehler bereits behoben, Du kannst hier den Patch gleich einspielen und so wird auch viel schneller entwickelt.
Ruprecht Helms: Und auch sonst, wenn mit der freien Software nicht weiter kommt, mit dem OpenSource gibt es für jedes Programm eine Mailingliste, wo Anregungen gebracht werden können oder auch gefragt werden kann, wenn man hier nicht weiter kommt, wer hat mir einen Rat, so dass man sich sehr schnell in diese Software einarbeiten kann.
Marko Ehrt: Was hier ja interessant ist, es gibt ja auch Programme aus der OpenSource-Gemeinde, die für Windows geeignet sind z. B. den Browser Mozilla als Netscape-Clone, der auf allen Systemen verfügbar ist oder das OpenOffice, das aus StarOffice hervorging.
Manuel Schneider: Das geht ja sogar soweit, dass Firmen begriffen haben, dass die Idee, die dahinter steckt einfach Sinn macht und das ist ein Sinn der jedem einleuchtet. Wenn daran Leute freiwillig mitarbeiten und alle sich untereinander austauschen, dass man dann weiterkommt als in einer geschlossenen Entwicklungsabteilung, die alle vor sich hinarbeiten und ein fest vorgegebenes Budget und ein fest vorgegebenes Ziel haben, da kommt man zu dem Ziel aber auch keinen Schritt weiter. Sun hat es z. B. mit dem StarOffice gemacht, es ist ja auch schon recht bekannt geworden, es ist Microsoft-Konkurrenz im Officebereich, Sun hat sich das StarOffice von Stardivision gekauft und dann wurde es einfach veröffentlicht und man hat den Quellcode, den man nicht zu Gesicht bekommt normaler Weise, das ist bei Microsoft auch so eine Art Firmengeheimnis, das würden die ja auch niemals rausgeben, die haben einfach den Quellcode freigegeben von Sun und dann gab es freie Entwickler, die dies weiter entwickelt und verbessert haben, nach unserem Geschmack, wir sehen hier und dort Fehler oder da einfach Potential, wir machen das. Genau dasselbe ist bei Mozilla passiert, als der Quellcode von Netscape veröffentlicht worden ist und was hat Netscape daraus gemacht, glaub ein oder zwei Jahre später haben sie einfach den Mozillaquellcode genommen und haben daraus die neue Netscapeversion 6 gemacht. Genau dasselbe ist mit Sun's StarOffice passiert. Die neueste StarOffice Version 6 ist ja auch OpenOffice.
Ruprecht Helms: Stimmt das ist OpenOffice 1.1. Was mich hier überrascht hat, es gibt dort einen Powerpointersatz Presentation, damit ist es möglich Präsentationen im Flashformat zu exportieren, so dass sie sehr klein eben fürs Internet verfügbar sind, weil sie eben als Vectorgrafik laufen.
Manuel Schneider: Ich sehe auch die ganzen Sicherheitsaspekte bei Microsoft den Quellcode offen zulegen, das hat ja auch dazu geführt, dass ja im Bundestag, in der Bundesregierung und in einigen Städten einfach gesagt wurde aus Sicherheitsgründen können wir das nicht akzeptieren, dass uns Microsoft da nicht rein lässt, also setzen wir keine Microsoftsoftware mehr ein. Das hat nicht nur was mit Sicherheitsgründen, das heißt die Sicherheitsgründe, die leuchten sicherlich jedem ein, gerade im militärischen, diplomatischen kommt es wirklich sehr genau drauf an, was passiert und die Informationen, die dort durchfließen sind ja sehr brisant und es ist ja bekannt, dass gerade Windows sehr viele absichtlich eingebaute Löcher hat, wo Informationen einfach abfließen. Von denen man nichts merkt, weil sie über das Internet abgezogen werden. Es ist vor allem auch der Preis, denn so ein OpenSource-Produkt kostet ja nichts. ...
|
|